Neulich Mediation in einem völlig zerstrittenen Team.
Beteiligt waren mehr als 20 Mitarbeiter/innen.
Im Vorfeld hatte ich Einzelgespräche geführt.
Dann in Mediation 1 nochmals große Themensammlung.
"Wir sind kurz vor dem Explodieren. Wir haben die Schnauze voll“.
Drastischer konnte man es nicht formulieren.
Als ich die Namensschilder schreiben ließ, sah ich bereits, wie das Team „tickte“.
Die Stifte wurden nicht weitergereicht.
Nach Mediation 1 sah der Seminarraum wie ein Schlachtfeld aus.
Ich habe dann erstmal aufgeräumt – eigentlich nicht meine Aufgabe.
Meine Sachen habe ich alleine runtergetragen.
Während Mediation 2 meinte eine Teilnehmerin dann:
„Merkt Ihr, da verändert sich schon etwas. Wir essen und trinken heute mehr“.
Einer Teilnehmerin, die später dazukam, wurde ihr Namensschild gereicht.
Nach der Mediation wurden die Teller ordentlich zusammengestellt.
Und plötzlich war ich von mehreren Mitarbeiter/innen umringt:
„Wir tragen Ihnen Ihre Sachen zum Auto“.
Als wir das Gebäude verließen, stand die anderen Teilnehmer/innen noch im Gespräch zusammen.
Es war 21.30 Uhr.
Was hat sich verändert?
→Alles kam auf den Tisch.
→Die Führung hat nach einem Kurz-Coaching wieder das Ruder ergriffen, sich selbst reflektiert,
Fehler eingestanden und neue Wege aufgezeigt. Sie erhielt Applaus vom gesamten Team.
→Gegenspieler/innen sind im Zweiergespräch wieder einen Schritt aufeinander zugegangen.
→Ich habe gangbare Wege der Kommunikation aufgezeigt, als die Teilnehmer/innen bekundeten,
sie hätten oft Angst, ihre (schroff wirkende, weil überlastete) Führungskraft anzusprechen:
Mitarbeiter/in: “Ich weiß gar nicht, wie ich Dich heute ansprechen soll.“
Führungskraft: „Dann sag’s doch einfach“.
Und schon ist man im Gespräch statt zu sagen „Wie ist denn DIE heute wieder drauf?“
→Wichtig ist es, einen Perspektivenwechsel herbeizuführen, neue Spielregeln zu etablieren –
OHNE Augenverdrehen und missgünstige Blicke. Verbundenheit durch kollegiales Miteinander.
→Wichtig ist es, die erarbeiteten Ergebnisse schriftlich festzuhalten, zu kommunizieren und sich immer wieder vor Augen zu halten, damit sie nicht im Alltagstrott untergehen.
→Wichtig ist es, langfristig „dranzubleiben“, denn eine erfolgreiche Mediation ist zunächst ein
fragiles Gebilde.
Es ist ein wunderbarer Augenblick mit Gänsehaut-Feeling, wenn alle Beteiligten plötzlich spüren,
wie sich das Blatt zum Guten wendet.
Ihre Elisabeth Namiri